Hallo liebe Goldesel-Community,
ich hoffe ihr habt diese Woche einigermaßen gut überstanden. Meine Warnungen der letzten Wochen, dass es bald mal zu einer schmerzhaften Korrektur kommen wird, treten gerade definitiv ein. Nicht im DAX oder Dow Jones, aber im Nasdaq und bei vielen beliebten Aktien aus der zweiten Reihe:

  • Wasserstoff/Brennstoffzellen wie Ballard Power, Fuelcell, Gaussin, Nel Asa, Plug Power usw.
  • Corona Profiteure wie HelloFresh, Home24, Shop Apotheke, Westwing, Zalando
  • Erneuerbare Energien wie Encavis, Nordex, Vestas usw.
  • Elektroautohersteller wie Tesla, Nio, Li-Auto, X-Peng
  • Nasdaq Highflyer wie Cloudflare, Nvidia, Peloton und The Trade Desk
Plug Power am Freitag im Tief bei 33,26 (28 Euro), danach knapp 20% Erholung

Viele, die neu an der Börse sind kennen die schweren Zeiten nicht. Man hört sowas zwar, aber wirklich verstehen und spüren tut man es erst, wenn es soweit ist. Der Spruch “Mit der Rolltreppe hoch und dem Fahrstuhl runter” passt wieder perfekt zu vielen Aktien. Kursgewinne von Monaten werden in wenigen Tagen ausradiert. Es ist immer dasselbe. Das Spiel aus Angst und Gier. Bei 60 Euro gab es extrem hohe Umsätze bei Plug Power, Nio musste bei 50 Euro in jedes Depot bei Trade Republic. Jetzt stehen viele Aktien 40-50% tiefer und die Verkaufsaufträge prasseln nur so rein. Jetzt scheint die Gefahr die Aktien zu halten größer zu sein wie in eine Fahnenstange zu kaufen.

Nio und Plug Power und viele weitere waren am Freitag 20% im Minus. Eine kurzfristig nicht zu stoppende Verkaufslawine haben die Aktien in den Boden gerammt. Hier gilt es: Nerven behalten, sowas ist irrational und getrieben von Stop-Loss Orders, Margincalls (Der Broker liquidiert Positionen weil mit Fremdkapital gehandelt wurde und die Positionen zu viel an Wert verloren haben) und einfach Panikverkäufen. SEID ALSO NICHT IRRATIONAL IN SOLCHEN PHASEN.

Ich will euch helfen, auf der richtigen Seite zu stehen. Bei großer Panik wollen wir rational bleiben und die Chancen nutzen. Ist der Markt nur noch von Gier getrieben werden wir vorsichtig und warten lieber einmal zu viel ab bevor wir in die Fahnenstangen hinein Aktien kaufen

Quelle: Der Goldesel Kopf vom 06.03.2021 🙂

Anbei auch nochmal die Sprachnachricht von Freitag Nachmittag als es gerade so wie im folgenden Screenshot aussah 😉

Telegram Sprachnachricht vom 05.03.2021
Ausschnitt von Freitag, es wurde sogar noch schlimmer bevor es besser wurde

Reboundtrading

Große Rückschläge bedeuten natürlich gleichzeitig große Chancen. Wichtig ist hier aber, sein Pulver nicht zu früh zu verschießen. In einigen Sektoren sehen wir eine Panik, der Gesamtmarkt ist aber stabil (DAX 14.000 Punkte). Auch der Fear & Greed Index zeigt noch keinerlei Angst. Das Sentiment allgemein ist also keinesfalls von übertriebener Vorsicht und Angst geprägt. Man muss also weiter vorsichtig bleiben.

Fear & Greed noch neutral.

Ich hatte es ja schon mal geschrieben, dass es verschiedene Möglichkeiten des Tradings von Rebounds gibt:

  • Positionen antesten und sich relativ schnell wieder ausstoppen lassen wenn der Markt durchrutscht
  • Schrittweise Positionen aufzubauen und die Cashquote langsam zu senken.

Ersteres ist teilweise nervig, aber man verliert immer nur kleinere Beträge. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass man die Aufwärtsbewegung verpasst, weil es über Nacht eine Nachricht gibt oder der Trendwechsel extrem schnell erfolgt. Dann läuft man den steigenden Kursen hinterher.

Bei der zweiten Variante die ich gerne umsetze muss man mit tagelangen “Schmerzen” rechnen, weil man tiefrote Positionen im Depot hat. Man wird das Tief nicht treffen, vergrößert die Position und der Markt rutscht ggf. noch viel tiefer. Das ist eine große mentale Belastung. Jeder sollte für sich entscheiden, ob er dazu bereit ist. Viele verlieren am Ende nämlich doch die Nerven und verkaufen am bzw. nahe der Tiefs in einer Art “Kapitulation”. Wichtig bei dieser Strategie ist es, auf Hebel zu verzichten und nur mit Eigenkapital zu handeln, sonst wird man schnell ausgeknockt. Wer das Moneymanagement-Seminar noch nicht gesehen hat kann das hier gerne nachholen: https://www.goldesel.trade/moneymanagement-in-der-praxis-seminar/

Welche Strategie ihr auch immer verfolgt: Seid vorsichtig, respektiert die Stärke und Gnadenlosigkeit des Marktes. Die Börse gibt, die Börse nimmt. Solche Phasen gilt es einfach zu überstehen. Man muss auch Verluste in Kauf nehmen können, um Gewinne zu machen. Ohne etwas zu riskieren wird man als Trader niemals erfolgreich. Es gilt aber, kontrolliert zu riskieren.

Seht es positiv: Es sollte klar sein, dass Aktien die 50% verloren haben auch vor deutlichen Rebounds stehen. Am Ende ist es egal, ob man genau das Tief trifft oder nicht. Ich erinnere mich noch gut an den Corona Crash, da war man teilweise auch massiv im Minus. Aber nach 1-2 Plustagen waren die Buchverluste in einigen Aktien weg.

Käufe ins US-Wachstumsdepot

Ich habe diese Woche ja meine Kaufwatchlist für das US-Wachstumsdepot veröffentlicht. Den Kauf von Peloton hatte ich Donnerstag gemeldet, Cloudflare dann gestern. Auch Unity Software habe ich nochmal nachgekauft (Hier muss man direkt in den USA kaufen an der NYSE, geht z.B. bei Comdirect)

Cloudflare konnte sich am Freitag auch noch erholen, die Position ist direkt 7,6% im Plus

Bei Peloton ging es sogar am Freitag noch deutlich tiefer. Aber die Aktie hat sich dann auch deutlich erholt. Das meinte ich im Text oben mit “Es ist mittelfristig egal, ob man exakt das Tief trifft

geplanter Kauf Peloton zu 100$

Bei Unity Software ging es Freitag auch nochmal abwärts. Hier habe ich kleine Stücke nachgekauft und den Kaufschnitt etwas gesenkt.

Kleiner Nachkauf bei Unity Software

Ausblick

Auch die kommende Woche wird wieder geprägt vom Blick auf die Anleiherenditen. Experten sagen, dass es ab 1,75% für die Börse kritisch wird. Etwas Luft bis dorthin ist noch. Die US-Notenbank hält sich aber mit klaren Aussagen, dass Sie einen Anstieg nicht toleriert, bisher zurück. Die These von Markus Koch, dass es der FED gar nicht so ungelegen kommt, dass aus den Hotstock-Blasen mal Luft abgelassen wird, könnte zutreffen. Sollte es aber wirklich unkontrolliert Richtung 2% gehen mit den Renditen wird Jerome Powell wohl eingreifen. Der Aufschwung der Wirtschaft soll nicht gefährdet werden. Höhere Zinsen sorgen unter anderem dafür,

  • dass die Attraktivität für Anleihen durch höhere Zinsen steigt und die des Aktienmarktes sinkt – Geldströme könnten also umgelenkt werden
  • dass sich Unternehmen schwerer Gelder beschaffen können bzw. höhere Zinsen zahlen müssen
Entwicklung 10 jährige US-Staatsanleihen. Quelle Investing.com

Monatelang wurde darauf gewartet, dass die Wirtschaft geöffnet wird, der Markt stieg bzw. hielt sich extrem gut in der Hoffnung auf diesen Zeitpunkt. Jetzt ist es fast soweit, die Wirtschaft wird nach und nach “von der Leine gelassen”, es wird jetzt die nächsten Quartale ein massives Wachstum geben. Genau das wurde aber eben auch erwartet. Entsprechend kann es eben auch ein “Sell the news” geben. Trotzdem bin ich langfristig weiter positiv gestimmt. 2021 und 2022 sollte es mit der Weltwirtschaft weiter stark aufwärts gehen.

Von der Berichtssaison kommt nicht mehr allzu viel. Ein paar interessante Termine gibt es aber. Am kommenden Dienstag 09.03. melden Conti und Deutsche Post und Fuchs Petrolub Zahlen. Am Mittwoch stehen bei Adidas Jahreszahlen an. Zudem präsentiert der CEO Kasper Rorsted die neue Strategie von Adidas, darauf schauen die Investoren. Auch bei Bayer ist Kapitalmarktag. Zahlen kommen zudem noch von Brenntag, Klöckner & Co, LEG Immobilien, Traton und Wacker Neusson. Donnertag melden Fraport, Hannover Rück, K+S, Lanxess. Bei Lanxess sollten die Geschäfte wie in der Branche gut laufen, vielleicht gibt es auch mal Aussagen zu den Tätigkeiten im Lithiumgeschäft, hier ist mal ja mit Partner Standard Lithium in den USA am Start.

Fazit

Man muss sich weiter auf größere Schwankungen einstellen. Die Zeit der leichten Kursgewinne, wie wir sie 2020 nach dem März gesehen haben, ist vorbei. Es gilt mehr denn je kühlen Kopf zu bewahren getreu dem Motto von Warren Buffett: “Seien Sie ängstlich, wenn andere gierig sind, und gierig, wenn andere Angst haben” – hört sich immer leichter an als es ist, das hat man diese Woche wieder gesehen.

Ich hoffe trotzdem, möglichst viele geben nicht direkt auf, sondern versuchen aus den Fehlern die man macht (auch ich mache immer wieder Fehler und lerne weiter) zu lernen. Börse ist ein täglicher Kampf mit dem Ungewissen – vor allem im Trading gilt es, Risiken zu kontrollieren und Chancen zu erkennen. Große Schwankungen und Abstürze ergeben gleichzeitig die größten Chancen auf Kursgewinne. Man muss die Abstürze eben nur gut überstehen und liquide bleiben.

Viele Grüße und ein erholsames Wochenende

Michael

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